Take on responsibility, people.

Die heutige Ablehnung des Austrittsvertrags mit der EU durch Westminster ist eine fürchterliche Nachricht für Großbritannien. Mit dieser völlig irrationalen Entscheidung hat sich das Land aus dem Kreis der Weltführungsnationen herauskatapultiert. Aber es ist eine ebenso fürchterliche Nachricht für Europa. Denn das britische Volk ist nicht das einzige, das entschlossen scheint, sein Land zu ruinieren. In Frankreich wüten gewalttätige Kräfte, die einen demokratisch voll legitimierten Präsidenten aus dem Sattel zu holen versuchen. In Polen werden verdiente Bürgermeister auf offener Bühne erstochen. In Deutschland wurde erst vor kurzem ein Abgeordneter überfallen und schwer verletzt. In Spanien bekämpft eine am Rande der Legalität operierende Autonomiebewegung verbissen ihren Staat.
 
Völker Europas, machen wir uns klar: Die letzte Verantwortung für das Schicksal unseres Landes liegt bei uns selbst. Wenn wir unsere eigenen Regierungen mit unserem Frust, unserer Wut, unserem Hass in die völlige Ratlosigkeit stürzen, aus der sie am Ende keinen Ausweg mehr finden – wie jetzt in London -, wenn unter den Regierenden schon Angst um sich greift, sind nicht “die da oben” schuld, sondern wir selbst. Noch vor 100 Jahren mögen viele Menschen ungebildet und politisch unmündig gewesen sein, Verfügungsmasse in den Händen skrupelloser Politiker. Aber diese Zeiten sind vorbei. Wir schreiben 2019, in der EU haben wir alle mehr oder weniger funktionierende Demokratien erlebt. Wenn wir Bürger jetzt unsere eigenen Länder mit voller Absicht aus dem Gleichgewicht bringen, wird uns die Geschichte kein Pardon geben. Das Urteil wird lauten: Sie wollten es nicht anders.
 
In den Medien ist jetzt viel davon die Rede, Europa sei in einer Krise. Aber das stimmt nicht. Der richtige Befund lautet: Wir sind dabei, unsere Nationalstaaten zu zerstören – und erst auf diesem Wege Europa. Das ist sehr unklug. Take back control, lautete der Slogan der Brexiteers. Notwendig ist etwas anderes: Take on responsibility for your country, people.